Stefan Wullschleger

1958

Geboren in Bern

1975 – 1979

Kartografenlehre am Bundesamt für Landestopografie  und Besuch der Kunstgewerbeschule in Bern

1980

Aufnahme als Flötist in die Berufsschule des Konservatoriums für Musik in Bern, Vorkurs bei Erich Padun 

 

1980 – 1981

Vermessungsbüro Zurbuchen Bern 

1981

Wiedereintritt ins Bundesamt für Landestopografie (swisstopo), Arbeit an thematischen Karten                      

1991 – 1999

10 Semester Abendkurs für Gegenstandzeichnen an der Schule für Gestaltung in Bern bei Theo Demarmels 

2005

Grundkurs Handsiebdruck (Serigraphie) an der Hochschule für Gestaltung in Bern bei Eric Stuhlmann 

1982 – 2007

Nachführung der Landeskarten 1: 25’000 bis 1: 100’000   Lehrlingsausbildung und Betriebsführungen (swisstopo) 

2007 – 2010

Projektmitarbeit OPTINA (Neuaufbau der Landeskarten bei swisstopo)                      

Ab 2010

Redaktionelle Arbeiten und Korrekturlesungen (swisstopo)

 

Die Mobiles mit den grafischen Effekten

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Moirébile                                          

 Dieses Wort setzt sich aus den beiden Begriffen Moiré und Mobile zusammen.

 Was ein Mobile ist, erfahren viele von uns bereits auf dem Wickeltisch. Die sich langsam bewegenden Objekte, welche  immer wieder neue Konstellationen einnehmen, ziehen offenbar bereits die Kleinkinder in ihren Bann und wirken, so scheint es jedenfalls, beruhigend auf sie ein.

 Beim Moiré handelt es sich um ein Muster, welches durch die Überlagerung von regelmäßigen Rastern auf transparentem Grund entsteht. Bei feinen Seidenstoffen oder Vorhängen kann man diesen Effekt gut beobachten.

 Bei Pixelbildern und im Vierfarbendruck ist der Moiré-Effekt unerwünscht und sollte vermieden werden.

Beispiel:

In einer Digitalkamera wird das fotografierte Bild über einen Bildsensor aufgenommen, welcher eine horizontal und vertikal ausgerichtete Rasterstruktur aufweist. Besteht nun ein Teil des Bildmotivs aus schräg angeordneten, parallelen Linien gleichen Abstands, weist das digitale Bild in

Diesem Bereich ein Moiré (Interferenz-muster) auf, welches in Wirklichkeit gar nicht vorhanden war.

Wie entstand das Moirébile

In meiner beruflichen Tätigkeit als Kartograf verwendete ich verschiedene Punkt- und Linienraster für die Erstellung thematischer Karten. Als die Kartenherstellung noch nicht digital erfolgte, waren solche Raster auf transparenten Folien vorhanden und wurden beispielsweise zur Differenzierung unterschiedlicher statistischer Flächen in das Kartenoriginal montiert.

Durch das Aufeinanderlegen dieser Rasterfilme entstanden unerwartete  und faszinierende grafische Muster, welche sich bei Bewegung oder Abdrehung des einen Films veränderten.

Jahre später begeisterte mich ein Objekt des venezolanischen Künstlers Jesus Rafael Soto, das er im Jahr 1965 schuf. Es besteht aus an Nylonfäden aufgehängten, unterschiedlich geformten schwarzen Drähten, die ca. 10 cm vor einem Bild mit einer aufgemalten schwarzen Linienschraffur unbeweglich in der Luft hängen. Sobald der Betrachter seinen Kopf bewegt, erzeugen diese Drähte im Zusammenspiel mit den Linien des Hintergrundbildes optische Effekte und Täuschungen (Kunstmuseum Bern, Annemarie und Viktor Loeb-Stiftung)

Diese Idee des Zusammenwirkens eines Objektes im Vordergrund mit dem Bild im Hintergrund faszinierte mich. Da sich aber die Objekte von Soto nicht selber bewegen und lediglich aus einem Draht bestehen, sind die optischen Effekte entsprechend eingeschränkt.

Was geschieht aber, wenn man anstelle der unbeweglichen Drahtobjekte ein Mobile, bestehend aus Transparentfolien mit aufgedruckten Rastermotiven, verwendet?

Dadurch, dass sich die Linien- oder Punktmuster auf den transparenten Rasterobjekten immer vor dem Muster des Hintergrundbildes verschieben und drehen, entstehen ständig Interferenzen und damit grafische Effekte.

Diese Effekte werden durch unser dreidimensionales Sehen oft noch verstärkt, indem – durch den Augenabstand bedingt – jedes Auge in einem anderen Winkel auf die sich überlagernden Raster blickt. Das empfangene Bild der beiden Raster ist also für jedes Auge völlig anders. Das Gehirn kann die beiden so stark abweichenden Bilder nicht richtig verarbeiten. Der Betrachter nimmt je nach Anordnung der Raster eine optische Täuschung wahr. Er kann oft nicht erkennen, ob sich das Rasterobjekt des Mobiles vor oder hinter dem Bild befindet.

Das Farbkonzept

Die zahlreichen Versuche und Probedrucke mit verschiedenen Farbkombi-nationen führten mich zu folgenden Erkenntnissen:

Um einen starken Moiré-Effekt zwischen zwei Rastern zu erzielen, ist sowohl ein genügend grosser Hell-Dunkel-Kontrast als auch ein sich deutlich unterschei-dender Farbkontrast erforderlich.

Da mich die Primärfarben und ihre Sekundärfarben aus dem Farbkreis in ihrer Buntkraft sehr ansprechen, verwendete ich für meine erste Serie vor allem solche Farbtöne.

Grenzen der Wahrnehmung

 

Allein schon die Muster der Raster (z.B. Kreisraster oder Wellenraster) rufen starke optische Irritationen hervor.

Auch der Komplementärkontrast ist so intensiv, dass man die Augen nach einer gewissen Zeit wieder davon abwenden muss.

Der Moiré-Effekt bewirkt ebenfalls sehr augenfällige optische Täuschungen.

Mit dem Moirébile begibt man sich auf eine Gratwanderung der Wahrnehmung, bedingt durch die vielen optischen Reize.

Es wurde mir darum schon sehr bald klar, dass ich den Einsatz dieser verschiedenen Effekte sehr begrenzen muss, da sonst das Auge in seiner Aufnahmefähigkeit  schnell überfordert sein kann.

Der Gesamteindruck darf nicht so verwirrend sein, dass die Ästhetik darunter leidet; es sei denn, man will damit einen bewusst provokativen und für den Betrachter kaum erträglichen Wirrwarr von Farbkontrasten und optischen Irritationen erzeugen.